Interview mit einer Absolventin –
Kübra Yilmaz
Kübra hat 2019 ihren Abschluss an der Kunstschule Wandsbek in Bremen gemacht. Für ihre Abschlussarbeit hat sie eine Kampagne für das Unternehmen Kaefer in Bremen gestaltet. Über dieses spannende Thema haben wir für Euch mehr in Erfahrung gebracht.
Wie bist du auf die Idee gekommen?
Bei der Firma selbst habe ich als Studierende angefangen. Ich habe nebenbei schon immer gejobbt, um mir das Schulgeld an der KW leisten zu können. Die Stelle hatte nichts mit dem Studium zu tun, ich habe da einfach News ver- fasst, beziehungsweise Nachrichten zusammengestellt.
Irgendwann kam dann die große Frage: Was mache ich zu meinem Abschluss? Im 5. Semester hatten wir Ingo, wo wir eine Kampagne erstellen mussten für einen Förderverein in Ganderkesee. Das hat mir viel Spaß gemacht, obwohl das eigentlich viel Druck war, man musste eben bei Null anfangen. Aber dennoch fand ich es ganz interessant.
Daher habe ich überlegt, ob ich die Abschlussarbeit und den Job irgendwie miteinander verbinden kann. Meine Vorge- setzte hat mir zu der Zeit von der Kaefer Foundation erzählt. Ich fand das ganz cool, weil es etwas Gemeinnütziges ist. Nach und nach hat sich die Idee dann entwickelt, dass ich für die Foundation gerne eine Kampagne gestalten möchte. Damals hatte ich noch Bedenken, ob das alles so klappt. Ich wollte, dass es den Mitarbeitern bei Kaefer gefällt, aber es musste auch den Dozenten gefallen. Diese wollen in den meisten Fällen, dass man etwas Eigenes aufbaut. Ich habe jedoch alle Dozenten überzeugen können, meine Abschlussarbeit für Kaefer machen zu dürfen. Und dann hat quasi alles angefangen?
Was beinhaltet deine Abschlussarbeit?
Ich habe eine Kampagne erstellt. Kaefer ist ein riesiges Unternehmen. Die haben verschiedene Standorte und über 28.000 Mitarbeiter. Die Isolierfirma ist überall auf der Welt verteilt. Die Kaefer Foundation ist hier in Bremen ansässig, sowie die Hauptstelle von Kaefer. Leider ist die Foundation nicht so bekannt bei den Mitarbeitern. Meine Kampagne war also dafür da, dass ich die Foundation präsenter mache.
Was fördert diese Foundation?
Die Foundation fördert verschiedene Bereiche. In erster Linie Bildung und Flüchtlingshilfe. Auch mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz setzen sie sich auseinander. Sowohl kulturelles als auch wissenschaftliches ist dort wichtig. Sie arbeiten zum Beispiel auch mit der Uni Bremen zusammen, indem sie zum Beispiel Studenten fördern, die experi- mentelle Projekte zur Isolierung oder ähnliches planen.
Bist du immer noch im selben Job?
Nein, seit meiner Abschlussarbeit bin ich nicht mehr dort. Die eine Stelle war ja sowieso eine studentische Stelle und jetzt bin ich ja keine Studierende mehr. Und die andere Stelle war ja auch nur für die Abschlussarbeit. Das heißt, als die Abschlussarbeit zu Ende war, ist sie auch weggefallen. Ich konnte da leider nicht länger bleiben, da Kaefer keine hauseigene Designerin gesucht hat. Beziehungsweise die Marketingabteilung macht komplett etwas anderes, als das, was wir hier an der KW gelernt haben. Außerdem hätte ich da einfach nicht so reingepasst. Ich möchte gerne noch kreativer arbeiten und dort wäre es eher in Richtung Bürojob gegangen. Deswegen suche ich zurzeit noch einen Job und nehme nebenbei als Freelancerin ein paar Aufträge an.
Hat dir das bei der Erfahrung mit der Jobsuche geholfen?
Ja, das war auf jeden Fall eine gute Erfahrung, und auch die richtige Entscheidung für mich, das zu machen. Ich kann das wirklich jedem ans Herz legen, sich vielleicht mit jemandem für die Abschlussarbeit zusammenzuschließen. Die meisten Kundenaufträge hier in der KW waren ja nicht real. Es ist wirklich noch mal etwas anderes, wenn du mit einem Kunden ganz alleine arbeitest und du dich um alles wichtige selbstständig kümmern musst. Von daher war es echt gut, dass ich schon mal die Erfahrung mit Kaefer sammeln konnte. Außerdem stehst du noch mal unter einem ande- ren Druck. Du musst ganz alleine funktionieren. Wenn dir gesagt wird, etwas muss in 2 Stunden fertig werden, oder du weißt selber, dein Zeitmanagement lässt nichts anderes zu, dann muss das so sein.
Anfangs hatte ich leichte Startschwierigkeiten. Die Dozenten haben teilweise etwas komplett anderes gesagt als das, was die Foundation vermittelt, oder was ich eigentlich vermitteln möchte. Ich musste immer die Balance zwischen beidem finden. Mein Design hatte am Anfang beispielsweise die Farbe Gelb. Das hat auch alles funktioniert mit der Farbe. Die Dozenten waren zufrieden und ich auch. Aber dann hat der Kunde gesagt: die Konkurrenz ist aber gelb. Es kommen dann Schwierigkeiten auf, die du so gar nicht bedenkst. Ich musste dann komplett umdenken, und bis ich dann zu der Farbe Orange gekommen bin, hat das wieder Wochen gedauert. Aber zum Ende hin hat alles ganz gut geklappt.
Hast du viele Vorgaben vom Kunden bekommen?
Nein, also Vorgaben hatte ich überhaupt keine. Beziehungsweise fast keine. Natürlich gibt es da ein zwei Vorgaben, die gesetzlich vorgeschrieben sind. Ich kann logischerweise nicht deren Namen ändern, Kaefer Foundation musste irgendwo stehen, egal ob ich mir einen Namen dazu denke oder nicht. Aber was die Schrift angeht, die Farbe oder die Bildinhalte, hatte ich überhaupt keine Vorgaben, was auch ganz gut war. Ich habe auch alles selbstständig erarbeiten müssen. Wenn ich was gebraucht habe, musste ich zum Kunden gehen, der Kunde ist nicht zu mir gekommen und hat mir gesagt, was ich da alles mit unterbringen soll. Textliche Vorgaben hatte ich ein paar, für den Flyer beispielsweise, aber ganz viel habe ich auch alleine gemacht.
Kannst du dir vorstellen, solche Kampagnen in Zukunft öfter zu machen?
Ja, auf jeden Fall. Ich suche auch hauptsächlich Agenturen, die den Schwerpunkt Kampagne haben, weil das, was Ingo uns versucht hat, beizubringen, hat irgendwann bei mir „klick“ gemacht. Plötzlich habe ich gemerkt, wie cool das eigentlich ist. Und auch dadurch, dass ich diesen Einblick bei Kaefer hatte, und ich eine komplette Kampagne alleine umsetzen durfte, habe ich gemerkt, wie schwer das ist, aber wie viel Spaß das auch im Nachhinein machen kann.
Dozentengespräche – wie laufen die ab?
Die Gespräche verliefen von Dozent zu Dozent ganz unterschiedlich. Ich hatte mir vorgenommen, dass ich immer mal wieder zu jemandem hingehe. Aber habe dann schnell gemerkt, dass mir manche besser helfen können als andere. Ich wusste, Ingo ist quasi spezialisiert auf Kampagnen, da sollte ich öfter hingehen. Oder alles, was mit Typografie zu tun hatte, habe ich dann mit Gerd besprochen. Außerdem habe ich versucht, auch mal zu Anka zu gehen, weil sie das ganze noch mal aus einer anderen Perspektive sieht.
Hast du irgendwelche Tipps für aktuellen Studierenden?
Man sollte sich nicht immer verrückt machen. Das ist jetzt zwar komplett das Gegenteil zu meiner Vorgehensweise, aber jetzt weiß ich es ja auch besser. Ich würde auch raten, weniger auf die Noten zu schauen. Auch das habe ich zu viel gemacht, aber jetzt weiß ich, wie unwichtig das im Nachhinein war, sich so viele Gedanken zu machen.
Ich würde auch versuchen, die Projekte die man bekommt, schon in eine gewisse Richtung zu lenken. Bzw. sich ein Thema für die Projekte auszusuchen, womit man sich auch später bewerben kann. Das sollte man einfach mal im Hin- terkopf behalten. Ich habe zum Beispiel auch schon Projekte gemacht, mit denen ich mich nicht bewerben kann. Weil ich ganz genau weiß, ich habe vielleicht 95 % bekommen, aber im Endeffekt nützt es mir bei einer Bewerbung trotz- dem nicht, wenn die Agentur nicht auf das Thema ausgelegt ist. Also zählen nicht die Noten, sondern die Themen, die später auch die Unternehmen und Agenturen interessiert.
Und ich weiß, Zeitmanagement ist auch wichtig. Das braucht man vor allem, wenn man mehrere Sachen parallel machen möchte. Da muss man einfach sehr konzentriert und vor allem diszipliniert sein. Man darf dann auch nicht abschrecken, wenn mal was nicht funktioniert oder etwas komplett durcheinander gerät. Man sollte einfach immer einen Plan B bereit haben.





