Interview mit einer Absolventin –
Kristina Kerbs
Kristina Kerbs hat im April 2017 ihren Abschluss an der Kunstschule Wandsbek, Bremen, absolviert. Ihre Abschlussarbeit hat sie für die Bäckerei Krützkamp, Delmenhorst, gemacht. Die Arbeit kam dort so gut an, dass Kristina nun schon seit dem Abschluss dort arbeitet. Im folgenden Interview haben wir Kristina gefragt, was für Erfahrungen sie bis jetzt mitnehmen konnte und wie sich das Berufsleben im Marketingbereich Tag für Tag gestaltet.
Wie ist es zu dem Job gekommen?
Seit meinem 15. Lebensjahr arbeite ich bei Krützkamp. Angefangen als Aushilfe im Verkauf und nun als 1. Art Directorin im Betrieb. Krützkamp gibt es seit 1938. Insgesamt gibt es 11 Filialen, davon 5 Cafés mit Frühstück und 6 kleine Backshops. Der Familienbetrieb Krützkamp steht für ein innovatives, modernes und qualitativ hochwertiges Unternehmen. Alles, was über die Theke geht, ist handgemacht. Die Filialen sind alle ländlich rund um Delmenhorst bis in Richtung Oldenburg
verteilt.
Als es im 7. Semester darum ging, ein Thema für die Abschlussarbeit zu finden, konnte ich mir noch nichts vorstellen. Durch meine Passion für das Unternehmen und meine Liebe zum Detail, die Krützkamp ebenso teilt, kam ich während der Arbeit darauf. Wie würde Krützkamp redesigned aussehen? Kann man das handwerkliche gut widerspiegeln? Ich wollte auch einfach nichts anderes machen. Damit stand meine Entscheidung fest. Ich habe die Leitung der Bäckerei dann erstmal gefragt, ob dies überhaupt infrage kommt und was sie davon halten. Nachdem ich Ihr „OK“ bekommen habe, fragte ich, ob ich deren Unterstützung und einen freien Raum bekommen könnte, weil ich meine komplette Aufmerksamkeit der Abschlussarbeit widmen wollte. Zudem war ich mitten im Geschehen und konnte somit wortwörtlich unter den Dächern Krützkamps, Produkte und direkt in der Backstube fotografieren.
Was genau hast du als Abschlussarbeit dann gemacht?
Im Endeffekt habe ich als Basis den Familienbetrieb genommen, Thema Bäckerei/Café im bedienenden Bereich. Ich habe dazu das Logo neu aufgebaut, den Namen habe ich hierbei übernommen.
Das Logo ist ein Schriftzug aus dem Namen geworden, kombiniert mit einem Signet, was für die Marke Krützkamp steht. Neben Keksverpackungen, Interieur-Fotos bis hin zur Arbeitskleidung habe ich noch ein ganzes Magazin gestaltet, da Editorial Design mein Lieblingsthema an der KW war. Ein kostenloses Kundenmagazin mit verschiedenen Infos über die Bäckerei, aber auch
Benefits für den Leser, wie z.B. Rezepte. Die Standard Corporate-Design-Elemente wie Briefpapier, Stempelkarten, Bonussysteme, Angebotsbriefbogen und eine Website habe ich natürlich auch angefertigt.
Wurde davon alles realisiert?
Ja, definitiv. Als ich meine Abschlussarbeit hier präsentiert hatte, habe ich relativ zeitnah einen Termin mit der Bäckerei abgemacht. Die Präsentation habe ich ein wenig abgeändert. Mein allererster richtiger „Pitch“: Ich habe versucht nicht allzu viele „Design-Begriffe“ zu verwenden, damit jeder meine Ansätze nachvollziehen kann. Zum Beispiel welche Farben ich warum
genommen habe. Alle schienen von meinen Ideen begeistert zu sein. Und dann kam eins zum anderen, ich habe direkt nach meiner Abschlussarbeit im April 2017 eine Festanstellung im Design-Bereich erhalten. Zunächst haben wir einen Zeitraum von einem Jahr fixiert, indem ich vieles umsetzen wollte. Im Endeffekt war klar, dass ich fest im Unternehmen vor Ort arbeiten sollte. Es war wesentlich produktiver direkt als Ansprechpartnerin vor Ort zu sein. Ich war/bin Mitten im Geschehen und einzelne Aufgabengebiete entwickelten sich so immer weiter.
Was hast du jetzt alles schon gemacht?
Nun stand ich da. Fertig mit dem Studium, im festen Job. Ich kann dem Nachgehen, was ich immer machen wollte.
Nachdem ich das Logo etwas weiterentwickelt habe und alles feststand. Habe ich mit kleinen Print-Arbeiten angefangen.
Ich habe mit einfachen saisonalen Werbemitteln für den Sommer begonnen, um reinzukommen. Relativ zeitnah fing ich mit dem Packaging. Das war ein kalter Sprung ins kalte Wasser. Angefangen mit vier verschieden großen Brötchentüten, bis hin zu gewölbten Druckvorlagen für Kaffee-To-Go-Bechern und überdimensionalen Druckvorlagen für unsere Tortenkartons.
Ich war nicht nur die Designerin, sondern auch gleichzeitig in gewisser Weise eigene „Projektmanagerin“, da ich Abwicklungen mit Firmen mit Blick auf den Zeitplan selber tätigen durfte. Banale Dinge, wie ans Telefon gehen und selbstbewusst vor Partnerfirmen aufzutreten – daran denkt vorher keiner. Nebenher habe ich die Social-Media Kanäle aufgebaut. Ein Facebook-Business-Profil gab es schon, mit dem ich dann auch ein Instagram-Profil eröffnen konnte. Diese Kanäle möchten mit
Inhalt gefüllt werden. Dementsprechend fotografiere ich sehr viel und gerne in meinem kleinen aber feinen Fotoraum und erweitere immer weiter meine Skills im Bereich Digital Content. Ebenfalls ist vor kurzem unsere neue Website online gegangen, die ich in Zusammenarbeit mit einem Programmierer entwickelt habe.
Instagram: https://www.instagram.com/baeckerei_kruetzkamp/
Web: https://baeckerei-kruetzkamp.de
Also hast du da gewisse eigene Verantwortung und Selbstbestimmung? Wie sieht das dann aus mit dem Budget?
Ja definitiv. Wie gerade schon erwähnt, habe ich sehr viele Freiheiten und darf viele Dinge in Zusammenarbeit mit den Chefs erarbeiten. In der Regel werden Wünsche und Anregungen geäußert und ich reagiere darauf mit Ideen & Moodboards. Bei großen Entscheidungen, die sich durch den kompletten Betrieb ziehen, wie beispielsweise neues Porzellan, kommen wir gemeinsam zum Ziel und genau hier kommt natürlich das Budget ins Spiel. Natürlich gibt es im Hintergrund ein Budget. Im Hintergrund deshalb, weil ich damit nicht oft in Berührung komme. Bei größeren Anschaffungen und Anliegen besprechen wir zusammen, wie lohnenswert es für das Unternehmen ist und ob es zu unserer Zielgruppe passt. Wir sponsern beispielsweise gerne kleine Vereine. Im Prinzip sind mir keine Grenzen gesetzt. Diese Grenzen muss ich mir selber setzten. Entscheidungen treffen, hin und wieder mal Nein sagen gehören zum Erfolg.
Hast du auch irgendwas für die Inneneinrichtung gemacht?
Ja unbedingt. Interieur gehört für mich ohne Wenn und Aber zur Corporate Identity. In der Vergangenheit waren es viele kleine Verschönerungen. Im Moment stehen wir kurz vor einer Eröffnungen eines neues Cafés. In enger Zusammenarbeit mit der Innenarchitekten des Ladenbaus können wir explizit auf das neue Design eingehen. Einfach nur spannend, wie übergreifend Design sein kann.
Kamen da noch neue Erfahrungen dazu, die du an der KW nicht gemacht hast?
Ja, auf jeden Fall, zB. im Bereich der Werbetechnik. Relativ am Anfang habe ich zum Beispiel die 3 Lieferfahrzeuge neu gestaltet und folieren lassen. Dabei lernt man die Zusammenarbeit mit einem Werbetechniker und ganz neue Dimensionen kennen.
Und kannst du dir vorstellen, das noch länger zu machen?
Zuerst war ich lediglich für ein Jahr eingeplant. Doch es gibt noch einiges zu machen, der Job in diesem Themenfeld macht mir Spaß und Zusammenarbeit funktioniert toll.
Hast du vorher schon Berufserfahrungen oder Praktika gemacht?
Während des Studiums habe ich schon immer dankend sowohl Projekte auch in Zusammenarbeit mit Kommilitonen, als auch andere Kundenaufträge realisiert. Neben Krützkamp habe ich ab und an in einer kleinen Agentur ausgeholfen, um in andere
Themenfelder reinzukommen. Aber erst im richtigen Arbeitsleben erweitert man seine Skills und lernt mit vielen Situationen umzugehen und diese zu meistern.
Hast du noch mehr Tipps?
Man sollte nicht unbedingt mit dem Strom gehen. Ist zwar so ein typischer Satz, aber im Endeffekt wahr. Hätte ich auf die anderen gehört, hätte ich niemals das „langweilige“ Thema Bäckerei gewählt…
Und bei der Abschlussarbeit kann ich euch nur den Tipp geben, dass einem wirklich keine Grenzen gesetzt sind. Ihr braucht nicht alles direkt aus dem Internet bestellen, man spart bares Geld, wenn man viel selber bastelt und zusammenbaut. Geht zu einem lokalen Drucker und besprecht in einem persönlichen Gespräch, was alles möglich ist.
Zudem sollte man sich festlegen und sich lediglich zeitliche Grenzen setzen, sonst kommt man nicht voran. Ich weiß genau wie das ist: Es gibt soviel schöne Designs und Inspiration, ständig wird verglichen oder es werden noch schönere Dinge gefunden. Dennoch rate ich euch eine klare Linie zu verfolgen – spätestens bei dem Basiskonzept. Freiheiten sind toll. Man sollte nur damit umgehen können. Entscheidungen treffen, hin und wieder mal Nein sagen. Das lerne ich immer noch – man lernt
bekanntlich nie aus…